Die Leine ist das Bindeglied, das „Herrl bzw. Frauerl“ und den Vierbeiner auch dann zusammenhält, wenn die Meinungen hinsichtlich der Richtungswahl mal auseinander gehen. Ein unbeabsichtigter Ruck an der Leine passiert schneller als man glaubt – kurz nicht aufgepasst und schon ziehst du deinen Hund unbeabsichtigt durch die Gegend. Oder dein Hund sieht etwas Interessantes und hängt sich mit voller Wucht in die Leine. Dass das nicht so ganz gesund sein kann, wird wohl jedem bei Beobachtung solch einer Zug-/Ruckaktion klar, aber welche Anlein-Art ist am tierfreundlichsten? Welche Leine für den Hund ist am besten?
Fakten zur Hundeleine!?
Hundeleinen gibt es in allen Farben, Materialen und Längen. Die ausziehbaren Flexi-Leinen und Schleppleinen sollen laut Herstellerbeschreibung dem Hund mehr Freiraum lassen und dem Besitzer doch die nötige Sicherheit geben, den nicht voll abrufbaren Hund vor Alleingängen abzuhalten. Die verstellbaren Führleinen eignen sich ideal zum Gassi-Gehen und die kürzeren Leinen werden für Trainingszwecke empfohlen.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um die Leine sind leider noch sehr begrenzt, die meisten Studien beziehen sich lediglich auf den Status „an- oder abgeleint“. Westgarth et al. (2010) fand zum Beispiel heraus, dass angeleinte Hunde während Spaziergängen weniger oft am Boden schnüffelten und seltener Sozialkontakt zu anderen Hunden hatten, als abgeleinte. Interessantere Ergebnisse zum Thema “Leine” fand Schabmann (2013), welche für ihre Diplomarbeit Hundebesitzer im Umgang mit ihren Vierbeinern beim Spaziergang beobachtete und Zusammenhänge zwischen der Konstellation Hundebesitzer und Hundetyp aufzeigte. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu: “Welche Leine für den Hund?”
Fakten: Hunde an der Leine
Schabmann (2013) fand etwa heraus, dass die Größe des Hundes beeinflusste, ob und welche Leine benutzt wurde: Kleinere Hunde waren öfter angeleint und mit einer Ausziehleine ausgestattet als größere. Auch wurde die Körperhaltung des Hundes scheinbar vom Leinen-Typ beeinflusst (oder umgekehrt). Hunde, die häufiger Imponier-Verhalten zeigten, waren öfter mittels einer Ausziehleine angeleint als unterwürfige oder jene, die sich mehr sozial positiv verhielten. Hunde an der Ausziehleine zeigten aber auch mehr negatives Verhalten gegenüber deren Besitzern. Dies könnte einerseits damit zusammenhängen, dass die Ausziehleine als Mittelding zwischen frei und angeleint die Hunde im Verhalten beeinflusste, aber andererseits auch die Tatsache zugrunde haben, dass kleine Hunde öfter an der Ausziehleine geführt wurden und diese einer anderen Studie zufolge in der Regel öfter aggressiver und weniger folgsam sind (Arhant et al., 2010).
Fakten: Hundebesitzer an der Leine
In der Studie stellte sich weiters heraus, dass die Verwendung einer Leine unabhängig von der Tageszeit war und auch Alter und Geschlecht des Besitzers keinen Einfluss hatten. Besitzer mit Übergewicht waren jedoch seltener ohne Leine unterwegs, als normalgewichtige. Herrl bzw. Frauerl, die sportlich mit dem Hund unterwegs waren, benutzten außerdem seltener eine Ausziehleine, als spazierende Hundebesitzer. Auch zeigte sich, dass Besitzer mit ihren angeleinten Hunden verbal seltener kommunizierten, als mit freilaufenden Hunden. Die Ausziehleine bewirkte wiederum einen Anstieg in der nonverbalen Kommunikation zum Hund, diese war ähnlich hoch wie bei freilaufenden Hunden. Ein weiteres witziges Indiz gegen Hundebesitzer an der Flexi-Leine war, dass diese den Kot ihres Vierbeiners seltener entfernten, als jene an der Führleine.
Fakten: Ziehen und Zerren
Das ungeliebte Ziehen und Zerren an der Leine kennt vermutlich nahezu jeder Hundebesitzer, darf also beim Thema Leine nicht fehlen. Die schwedischen Wissenschaftler Roth & Jensen (2015) fanden in einer groß angelegten Studie an Hundeschulen heraus, dass männliche Hunde signifikant öfter an der Leine zogen, als weibliche Tiere, wenn die Kontaktaufnahme mit anderen Hunden ausgeschlossen wurde. Außerdem blickten Hunde, die von ihren Besitzern als kooperativ bezeichnet wurden, öfter zu ihren Besitzer und zogen weniger an der Leine, als andere. Auch zeigte sich, dass jüngere Hunde (unter 2 Jahren) häufiger an der Leine zogen, als ältere. Es gibt also Grund zur Hoffnung, dass mit zunehmendem Alter sowie viel Geduld und Übung der Spaziergang entspannter wird…
Fazit – welche Leine für den Hund?
Der Hundezubehör-Artikel Leine ist ein wichtiges Utensil im täglichen Umgang mit dem Hund. Welche Leine am tierfreundlichsten ist, ist (noch) nicht wissenschaftlich geklärt. Wie und ob du deinen Hund anleinst, musst du also situationsbedingt entscheiden. Es gibt aber klare Hinweise für die Auswirkung von Flexi-Leinen und Führleinen auf die Mensch-Tier-Beziehung.
Welche Leine für den Hund ist am besten?
Auf alle Fälle sollte jedoch bei Ausziehleinen auf eine ausreichende, bewusste Kommunikation geachtet werden:
Ausziehleinen bergen nicht nur eine Gefahr des Verhedderns und von Verletzungen der Extremitäten, sondern können durch das abrupte Ende auch zu möglichen Schädigungen von Hals und Luftröhre führen. Außerdem führt Zugwirkung auf ein Halsband nachweislich zu einem erhöhten Augeninnendruck des Hundes, welcher mit Geschirren nicht nachgewiesen wurde (mehr dazu im Artikel Angeleint I: Halsband oder Geschirr).
Welche Leine für den Hund? Niemals Kombination Halsband mit Ausziehleine!
Dies zeigt deutlich, dass ein Halsband niemals in Kombination mit einer Ausziehleine benutzt werden sollte, denn dieses System basiert auf Zug und somit ist ständig (mehr oder weniger) Druck vorhanden. Wenn dann also nur in Kombination mit einem Geschirr oder besser mittels Schleppleine Abrufen und Gehorsam für den Freilauf trainieren. Und wie ist dein Hund angeleint?
Literatur:
Arhant, C., Bubna-Littitz, H., Bartels, A., Futschik, A., & Troxler, J. (2010). Behaviour of smaller and larger dogs: Effects of training methods, inconsistency of owner behaviour and level of engagement in activities with the dog. Applied Animal Behaviour Science, 123(3-4), 131–142. http://doi.org/10.1016/j.applanim.2010.01.003
Roth, L. S. V, & Jensen, P. (2015). Assessing companion dog behavior in a social setting. Journal of Veterinary Behavior: Clinical Applications and Research, 10(4), 315–323. http://doi.org/10.1016/j.jveb.2015.04.003
Schabmann, C. A. (2013). Der Spaziergang mit Hunden Eine Feldstudie über die Leinenverwendung und Synchronie der Wiener Hund-Mensch Dyaden., Diplomarbeit, Universität Wien, http://othes.univie.ac.at/29820/
Westgarth, C., Christley, R. M., Pinchbeck, G. L., Gaskell, R. M., Dawson, S., & Bradshaw, J. W. S. (2010). Dog behaviour on walks and the effect of use of the leash. Applied Animal Behaviour Science, 125(1-2), 38–46. http://doi.org/10.1016/j.applanim.2010.03.007.