Hunde haben einen tolle Orientierungssinn. Immer wieder kommen unglaubliche Geschichten zutage, wo ein Hund in einer ihm völlig unbekannten Umgebung wie von Geisterhand nach Hause findet. Viele haben es bereits vermutet, doch erst jetzt scheint dieser 6. Sinn beim Hund wirklich nachgewiesen worden zu sein. Der genaue Mechanismus der Magnetrezeption ist zwar nach wie vor unklar, aber eines steht fest: Hunde haben einen Magnetsinn!
Hunde haben einen inneren Kompass!
Tschechische Wissenschaftler haben in der neuen Studie also nachgewiesen, dass Hunde das Magnetfeld wahrnehmen und dieses zum Navigieren nutzen können. Dabei schauten sie sich das Zurückfinde-Verhalten von Jagdhunden genauer an. Es ist nämlich so, dass einige Hunde exakte dieselbe Wegstrecke zum Hundebesitzer wieder zurücklegen und sich an ihrer eigenen Geruchsspur orientieren, andere kürzen diese Strecke extrem ab. Das Auskundschaften der Strecke zurück ist aber scheinbar weniger dem Zufall überlassen, sondern unterliegt der Magnetrezeption und ist ein sogenannter “Kompass-Lauf”.
Nord-Süd-Achse ist für Hunde Orientierungshilfe
Zum Nachweis dieses sechsten Sinnes haben die Forscher das Verhalten von 27 Jagdhunden in 223 Fährtenläufen untersucht. Dabei folgten die Hunde einer rund 1,1km langen Geruchsspur in einer ihnen unbekannten Umgebung und liefen danach wieder zurück zu ihrem Ausgangspunkt zum Besitzer. Auf den mit GPS und Action-Camera aufgezeichneten Daten zeigte sich, dass in 170 dieser Läufe die Hunde, unabhängig wo der Besitzer stand, vor dem Zurücklaufen ungefähr 20 Meter der Nord-Süd-Achse folgten und danach Querfeldein eine neue, kürzere Strecke zurückliefen. Der Wald war ihnen unbekannt, keine Geruchsspuren und kein Wind war vorhanden, der den Geruch zum Menschen weisen hätte können.
Das alles deutet also darauf hin, dass die Vermutung mit dem sechsten Sinn wirklich stimmt. In einer Folgestudie möchten die Wissenschaftler mit Magneten auf den Halsbändern der Hunde deren Magnetsinn stören. Wenn sie dann nicht mehr die Nord-Südachse entlanglaufen, um herauszufinden wo sie sind und schneller zur Startposition zurückfinden, wäre das ein weiterer Beweis für den hundischen Magnetkompass.
Weitere Entdeckung: Hunde urinieren/koten in Nord-Süd-Ausrichtung
Bereits vor einigen Jahren machten tschechische Forscher (Burda et al. 2013) eine kuriose Entdeckung: Hunde richten sich während ihres “Geschäftes” in der Nord-Süd-Achse aus und urinieren/koten bevorzugt in dieser Nord-Süd-Ausrichtung. Der erklärte Grund war damals, dass Kot und Urin als Markierverhalten bzw. zur Wiedererkennung des Territoriums benutzt wird. Da hilft natürlich eine Landkarte im Kopf, um den Überblick zu bewahren.
Das Puzzle rund um den Orientierungssinn des Hundes ergibt immer mehr ein Bild. Vieles ist aber noch unerforscht, es bleibt also spannend!
Weiterlesen: Wie schaut eigentlich ein frustrierter Hund drein?
Originalstudie:
Adámková J, Svoboda J : Magnetic alignment enhances homing efficiency of hunting dogs. In: eLife.16. Juni 2020; 9:e55080, doi:10.7554/eLife.55080.