Problemverhalten bei Auslandshunden: Eine umfassende Analyse
Auslandshunde werden oft als Bereicherung für Familien gesehen, aber sie können auch Verhaltensprobleme mitbringen. Dänische Forschungsergebnisse bieten aufschlussreiche Einblicke.
1. Einführung
Die Adoption von Hunden aus dem Auslandstierschutz hat in den letzten Jahren zugenommen. Doch wie steht es um das Verhalten dieser Hunde im Vergleich zu Inlandshunden?
2. Forschungsergebnisse: Auslandshunde im Fokus
Laut einer dänischen Studie zeigen Auslandshunde durchschnittlich 9 Verhaltensprobleme häufiger als Inlandshunde. Dazu gehören insbesondere Angst, Aggressionsverhalten und erhöhter Stress. Aber es kommt natürlich auch auf die Persönlichkeit des jeweiligen Hundes an und die gemachten Vorerfahrungen spielen mit. Nicht zu vergessen sind auch die Rasseneigenheiten: In der dänischen Studie schnitten zum Beispiel die Cocker Spaniel annähernd schlecht ab, wie dänische Mischlingshunde oder Hunde aus dem Auslandstierschutz – nur die “treudoofen” Labradore haben die Statistik hinsichtlich des Problemverhaltens der Inlandshunde niedriger gebracht. Es kann also nicht pauschal gesagt werden, dass alle Auslandshunde schlecht sind und Hunde vom Züchter immer super problemlos. Aber schauen wir uns die Situation genauer an:
3. Herkunft der Auslandshunde
Diese Hunde stammen oft aus Tierschutzorganisationen in Ländern wie Griechenland, Bosnien, Bulgarien, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien, Spanien und Türkei. Die steigende Anzahl von Importen verdeutlicht den Trend: Während 2014 nur 3.616 Hunde aus Rumänien nach England kamen, waren es 2019 bereits 19.487.
4. Prägende Vorerfahrungen
Viele Auslandshunde haben traumatische Erfahrungen gemacht. Straßenhunde werden von einigen ihrer Landsleute als Ungeziefer gesehen und dementsprechend behandelt. Sie werden getreten, geschlagen, angeschossen oder vergiftet. Viele der ehemaligen Straßenhunden leben übergangsweise in großen Sheltern (= Tierheimen). Auch dort können negative Erfahrungen gemacht werden – soziale Isolation und eine übermäßige Lärmbelästigung ist dort keine Seltenheit. Auch das Fangen und der Umgang mit den Hunden läuft öfter brutal ab, was einen Vertrauensmangel an Menschen nach sich ziehen kann. Auch der lange Transport bis ins Zielland kann ein großer Stressfaktor sein. Natürlich gibt es aber eben auch Hunde, die mehr Glück haben und an hundefreundliche Menschen geraten und gleich als Welpen in Pflegefamilien untergebracht werden.
5. Vergleich mit Inlandshunden
Die Studie zeigte signifikante Unterschiede im Verhalten von Auslandshunden im Vergleich zu Inlandshunden:
- Auslandshunde zeigten häufigen ängstlichen und aggressiven Verhalten als Hunde vom Züchter; dabei waren sie insbesondere ängstlicher gegenüber Männern, Frauen und Kindern, fremden Hunden und unbekannten Objekten.
- Die Angst vor unbekannten Geräuschen war für viele Hundehalter von Auslandshunden das größte Problem.
- Die normale Gassi-Runde bedeutet für Auslandshunde mehr Stress, insbesondere wenn ihnen unbekannte Menschen begegneten.
- Inländische Hunde bellen mehr als Auslandshunde, um die Aufmerksamkeit ihrer Besitzer zu bekommen.
- Auch verfolgen inländische Hunde ihre Besitzer zuhause mehr als Auslandshunde.
6. Tierärztliche Perspektive
Tierärzte bestätigten ähnliche Verhaltensprobleme bei Auslandshunden.
Auf Platz 1 lag Angstverhalten bei Menschen (82%), auf Platz 2 generell gesteigertes Stressverhalten (69%), auf Platz 3 Probleme mit dem Alleinsein (65%), Angst vor anderen Hunden auf Platz 4 (54%).
Die restlichen abgefragten Verhaltensprobleme waren:
- Aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden (50%)
- Angst vor Geräuschen (44%)
- Destruktives Verhalten (42%)
- Angst vor neuen Objekten (40%)
- Ressourcenverteidigung (z.B. Futter, Spielzeug) (40%)
- Aggressives Verhalten gegenüber Menschen (38%)
- Bellen (36%)
- Stubenunreinheit (28%)
- Herumstreunen/Davonlaufen (15%)
- Stereotypes Verhalten (11%)
- Zwangsstörungen (3%)
7. Umgang mit Verhaltensproblemen
Es ist also wahrscheinlicher, dass ein Hund aus dem Auslandstierschutz ein oder mehrere Verhaltensweisen zeigt, die wir Menschen als Problem ansehen. Das muss aber nicht sein, weil es eben immer auf den individuellen Hund ankommt und eigentlich ist das Problemverhalten ganz normales Hundeverhalten, das uns Menschen halt nicht in den Alltag passt. Und wenn der Hund eben eine dieser Macken hat, kann man trotzdem etwas dagegen tun. Ein erfreuliches Ergebnis der Studie war, dass Problemverhalten mit dem Trainingsstatus des Hundes korrelierten. Das heißt: geht man das Problem ordentlich mit einem systematischen Trainingsplan an und trainiert kleinschrittig, dann ist das Problem früher oder später kein Problem mehr. Mit dem richtigen Training und Verständnis können diese Probleme oft gelöst oder minimiert werden.
8. Fazit und Empfehlung
Auslandshunde können wunderbare Begleiter sein, aber es ist wichtig, ihre individuellen Bedürfnisse und Vorerfahrungen zu verstehen. Mit Geduld, Training und Unterstützung können viele Verhaltensprobleme erfolgreich angegangen werden.
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Quellen:
Munkeboe N, et al. (2021). Comparing Behavioural Problems in Imported Street Dogs and Domestically Reared Danish Dogs. Animals, 11(1436). DOI-Link