Wir alle wissen, dass Hunde super gut riechen können. Aber wie genau das jetzt beim Hund ankommt, wusste bisher keiner so genau – schließlich sind wir Menschen eher auf Sehen als Riechen ausgelegt. Wissenschaftler haben dies nun mithilfe MRI (Magnetresonanztomographie) untersucht, denn damit können Hirnaktivitäten sichtbar gemacht.
Geruchsinformationen werden an 5 Hirnbereiche gesendet
Die Ergebnisse der Studie sind äußerst spannend: Die olfaktorischen Hirnregionen, also jene, die die Gerüche verarbeiten, sind durch einen – bisher unbekannten – Informationsfluss mit dem visuellen System verbunden. Das heißt, dass die mit der Nase aufgenommenen Gerüche vom Riechkolben zum Hinterhauptslassen (Occipitallappen), wo das Sehzentrum liegt, gesendet werden. Die Menge an Geruchsinformationen war mit dem, was wir Menschen an Sehinformationen verarbeiten, vergleichbar. Das heißt im übertragenen Sinn, dass Hunde mit ihrer Nase sehen.
Die Geruchsinformationen, die im Gehirn im Riechkolben ankamen, wurden aber nicht nur zum Sehzentrum weitergeleitet. Es gab noch 4 weitere, bereits bekannte Ziele:
- der corticale Spinaltrakt, welcher instinktives Verhalten auslöst,
- dem piriformen Kortex, der ein Hirnbereich für die Wahrnehmung von Gerüchen ist,
- das limbische System, das in Verhaltensreaktionen und Emotionen involviert ist, sowie
- dem entorhinale Kortex – ein wichtiger Bereich fürs Gedächtnis
Damit sollte klar sein, dass Hunde aus einem simplen Geruch die unterschiedlichsten Dinge herausfinden. So hat es zum Beispiel eine Studie gegeben, die bestätigte, dass Hunde durch chemische Kommunikationssignale die Emotionen Angst und Freude bei Menschen herausrochen. Eine andere Studie bestätigte, dass Hunde schwache warme Stellen ebenfalls wahrnahmen. Ein anderer Beweis für die feine Nase ist zum Beispiel die Tatsache, dass auch ein blinder Hund noch Ballspielen kann.
Fazit – Was heißt das jetzt?
Sei dir bewusst, dass dein Hund die Welt ganz anderes wahrnimmt als du. Wo du hauptsächlich deine Augen nutzt und der Geruch meist nur nebensächlich dazukommt, ist es bei deinem Hund grundlegend anders. Die Gerüche beleben ihre Wahrnehmung ungemein. Die Gerüche sind wie Bilder in ihren Köpfen. Genauso wie bei uns Menschen sind die Geruchsinformationen mit dem Gedächtnis und den Emotionen verbunden.
Ob Hunde jetzt tatsächlich die Gerüche im Hirn zu einem optischen Bild zusammenstellen oder wie die Informationen aus dem Geruchs- und Sehzentrum zu einer Gesamtinformation zusammengestellt werden, ist weiterhin unklar. Fakt ist allerdings, dass das olfaktorische System eine sehr wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Informationsquelle für unsere Hunde darstellt und mit einer einzigartigen Verbindung Geruchsinformationen auch ans Sehzentrum geleitet werden. Das heißt, du solltest die geruchliche Umwelt unbedingt im alltäglichen Training beachten – vor allem, wenn dein Hund scheinbar ständig abgelenkt ist.
Originalstudie: Andrews EF, Pascalau R, Horowitz A, Lawrence GM & Johnson PJ (2022): Extensive Connections of the Canine Olfactory Pathway Revealed by Tractography and Dissection in Journal of Neuroscience, DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.2355-21.2022