Tierschutzwidriges Zubehör ist alles Zubehör, das dem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Ängste oder Schaden zufügt bzw. es in seinen artgemäßen Bedürfnissen hinsichtlich Ernährung und Verhalten einschränkt. Über tierschutzwidriges Zubehör wird wenig gesprochen bzw. noch weniger publiziert. Dies mag verschiedene Gründe haben. Einerseits die starke Tierzubehör-Lobby, andererseits wir, die Konsumenten, die Tradition, das Halbwissen und die Bequemlichkeit.
Dies würde einiges an Tierzubehör aus Tierschutz-Aspekten verbieten, aber was ist nun tierschutzwidrig?
Ein allgemeines Merkblatt über tierschutzwidriges Zubehör in der Heimtierhaltung ist das Merkblatt Nr. 62 (herausgegeben von der Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. im Jahr 2010). Darin kannst du sehen, was es an tierschutzwidrigem Zubehör alles gibt:
Als tierschutzwidriges Vogelzubehör werden zum Beispiel
- zu kleine Käfige, Rundkäfige, Käfige mit weißen Gittern,
- kunststoffüberzogene und lackierte Käfiggitter für Sittiche,
- Kunststoff-Sitzstangen, Sitzstangen und Bodenbelag aus Sandpapier,
- ungeeignetes Spielzeug, wie Spiegel und Plastikvögel sowie Brustgeschirre und Leinen
deklariert.
Auch im Sektor Kleinsäuger-Zubehör werden zu kleine Käfige als tierschutzwidrig genannt. Auch Haltungseinheiten mit zu wenigen Lüftungsöffnungen werden als problematisch angesehen. Außerdem sind
- Röhrensysteme für Hamster, Hamsterkugeln,
- Futterraufen ohne Abdeckung,
- mit Duft- oder Farbstoffen behandelte Einstreu, Hamsterwatte aus Kunstfaser und
- Laufräder mit offenen Speichen und/oder zu kleinen Durchmessern
genannt. Ebenso wie bei den Vögeln werden Geschirre und Leinen für Nager, wie Meerschweinchen, Hamster und Ratten kritisiert.
Für Fische werden unter anderem Säulenaquarien und Goldfischkugeln erwähnt, sowie Einsteigersets oder Mini-Terrarien für Wasserschildkröten und andere Reptilien. Panzerpflegepräparate und skurrile Dinge, wie Bekleidung für Reptilien werden ebenfalls aufgezählt.
Tierschutzwidriges Zubehör für Hunde und Katzen
Im Merkblatt Nr. 70 (herausgegeben von der Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. im Jahr 1999) wird im Speziellen auf tierschutzwidriges Hunde- und Katzenzubehör eingegangen.
Hier werden
- unsichtbare Gartenzäune, die mit Ultraschall oder Strom arbeiten,
- Reizhalsbänder und
- Bell-Stop-Geräte, die sowohl elektrische, chemische, geräuscherzeugende und luftstoßerzeugende Fabrikate beinhalten,
genannt.
Neben Stachel- und Korallenhalsbänder sind auch Endloswürger und Erziehungsgeschirre mit Zugwirkung unter den Achselhöhlen als tierschutzwidrig deklariert.
Sowohl für Hunde, als auch Katzen werden Spielzeuge, die eine Verletzungsgefahr aufgrund Verschlucken, Hängenbleiben oder aufgrund giftiger Substanzen Gesundheitsgefahren bergen, genannt.
Im Bereich Katzen-Zubehör wird im Merkblatt 70 insbesondere auf die Größe des Katzenklos und Beschaffenheit des Toiletteneinstreus eingegangen. Katzenklos ab einer Mindestgröße von 60 x 40 cm und Katzentreu, das nicht staubt, scharfkantig oder parfümiert ist, werden empfohlen. Mehr zu Katzenwünschen hinsichtlich der Katzenstreu und Katzentoilette.
Was ist an tierschutzwidrigen Zubehör am Markt? Status quo: leider Jahr 2006
Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat die Veterinärmedizinische Universität Wien 2006 den österreichischen Zoofachhandel evaluiert. Dabei wurde auch das Angebot an tierschutzwidrig deklariertes Tierzubehör analysiert.
Ungeeignete Laufräder für Kleinsäuger boten 69% der kontrollierten Geschäfte an. Röhrensysteme aus Kunststoff 50%, nicht vollverdauliche Hamsterwatte 47% und Hamsterkugeln 34%. Nagergeschirre und Heuraufen, die oben offen waren (und dadurch Verletzungsgefahren bergen) in je 64%. Damit ist ein Großteil des Nager-Sortiments nicht tierfreundlich.
Spiegel (80%) sowie Plastikvögel (70%) waren die häufigsten tierschutzwidrigen Angebote im Sektor Vogelzubehör. Für Fische war farbiger Kies (65%) häufig vorgefunden und in 16% der kontrollierten Geschäfte Miniaturaquarien.
Im Hundebereich wurden zwar keine Stachel- oder Korallenhalsbänder gefunden, aber 81% boten Zugketten, 64% Haltis und 34% Erziehungsgeschirre mit Zugwirkung in den Achseln an. Nylonmalkörbe (für Zwangmaßnahmen) schienen auch in 66% der Geschäfte auf. Elektrische (1%) oder chemische Dressurgeräte (8%) waren selten vertreten. Bellstops wurden nie aufgezeichnet – da diese Untersuchung aber noch vor dem Hype des Zitronella-Bellstop-Halsbandes stattfand, bezweifle ich, dass dem noch so ist.
Status quo: heute? Und tierschutzfreundliche Alternativen?
Wie du siehst, ist tierschutzwidriges Zubehör seit jeher am Markt, obwohl Wissen und klare Hinweise schon jahrelang vorhanden sind, die bezeugen, dass diese Produkte aus den Sortimenten der Geschäfte verbannt gehören. Die Liste über tierschutzwidriges Zubehör ist nicht vollständig, immer wieder kommt neues Tierzubehör auf den Markt, das auf die Tiergerechtheit analysiert werden muss. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist die im Jahr 2014 gegründete österreichische Fachstelle für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz vom Bundesministerium für Gesundheit, welche bei Tiergerechtheit die Prüfplakette „Tierschutz Konform“ vergibt. Erfreulicherweise ist eine Begutachtung scheinbar nun seit kurzem auch für neue Produkte im Bereich Heimtierunterkünfte und Heimtierzubehör verpflichtend. Diese war für Hersteller von Heimtierunterkünften und -zubehör anfangs lediglich auf Freiwilligenbasis. Bleibt zu hoffen, dass die Liste der bewerteten Produkte schnell wächst.
Fazit – tierschutzwidriges Zubehör
Obwohl sich die letzten Jahre einiges Gutes in Richtung artgerechterer Produkte getan hat, kann nichtsdestotrotz im Prinzip jedes Zubehör bei unsachgemäßer Handhabung missbräuchlich verwendet werden. Wissen für jedermann/frau über tierfreundliches Zubehör sowie Erziehungsmaßnahmen sind wichtig, um Achtung und Verständnis für das Tier entstehen zu lassen und damit das Zusammenleben zu optimieren! Schau doch beim nächsten Besuch im Zoofachhandel deines Vertrauen einfach nach, was deines Erachtens an tierschutzwidrigem Zubehör zu finden oder empfehlswertes zu entdeckten ist!
Referenzen
Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (1999). Tierschutzwidriges Zubehör in der Hunde- und Katzenhaltung, Merkblatt Nr. 70.
Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2010). Tierschutzwidriges Zubehör in der Heimtierhaltung, Merkblatt Nr. 62.
Troxler, J., Lexer, D., & Schmied, C. (2006). Evaluierung des österreichischen Zoofachhandels im Hinblick auf das neue Tierschutzgesetz, Forschungsprojekt BMGF-70420/0280-I/15/2006 Endbericht.
http://www.vetmeduni.ac.at/de/fachstelle-tierhaltung-tierschutz/die-fachstelle/, Stand: 02.08.2016