Hunde Verhalten deuten – Videoanalyse vom Hund

26. Feb 2021 | Hunde

Hunde Verhalten deuten ist wichtig, um richtig auf sein Tun reagieren zu können. Nur so kannst du ordentlich mit deinem Hund kommunizieren und ein harmonisches Team werden. Das Deuten von Hundeverhalten ist aber oft gar nicht so leicht. Insbesondere, wenn man in einer Beziehung steht und deshalb die Welt durch eine rosarote Brille sieht. Dann  übersieht man schnell, was der Hund eigentlich spricht. Außerdem passiert viel in wenig Zeit, sodass ein ungeschultes Auge nicht mitkommt. Wenn du wichtige Handlungen übersiehst, ist das aber natürlich schlecht.

Videoanalysen als Möglichkeit Hunde Verhalten richtig zu deuten

Da das Verhalten richtig zu deuten also gar nicht so leicht ist, arbeite ich in solchen Situationen gerne mit Videoanalysen. Man nimmt also das problematische Verhalten auf Video auf und kann sich dann alles in Ruhe ansehen. UND dann daraus lernen, damit es beim nächsten Mal besser klappt. Nur so kann ein Problem auch langfristig gelöst werden und werden nicht nur Symptome behandelt oder gar durch Strafe kurzfristig unterdrückt.

Bei Videoanalysen schaue ich prinzipiell immer in Zeitlupe. Dann wird genau abgewogen und analysiert:

  • Zu welchem Funktionskreis gehört das Verhalten?
  • Wie ist das Erregungslevel vom Hund auf einer Skala von 0-10? Ist sie positiv oder negativ?
  • Wie ist die Körperhaltung im Verlauf? Gibt es Stress-Signale?
  • Was zeigt der Hund an Verhalten?

Beispiel Videoanalyse zum Hunde Verhalten deuten

Damit du ein Bild bekommst, wie gut so eine Videoanalyse funktioniert, habe ich dir hier ein Beispielvideo zusammengestellt. Der Videoclip dauert ursprünglich nur 15 Sekunden. Das heißt nicht, dass wir nicht viel daraus lernen könnten oder schon gar nicht, dass nicht viel zu sehen ist!

Was passiert im Video?

Der Hund ist an der Leine und geht an einem Tiergehege mit Yaks vorbei. Der Hund startet plötzlich durch und springt gegen die Leine. Dann beruhigt sich der Hund scheinbar wieder von selbst und man kann weiter gehen.

Besonders, wenn der Hund ein potentielles Jagdverhalten zeigt, ist man schnell gewillt, die Leine des zur potentiellen Beute ziehenden Hundes kürzer zu nehmen und ihn dafür eventuell auch noch zu schimpfen. Doch Strafe ist nie der richtige Weg – nur trainieren hilft langfristig. Aber, um richtig zu trainieren, muss man auch verstehen, was der Hund gerade tut oder beabsichtigt. Sofort blind mit Alternativverhalten zu starten wäre genauso schlecht. Es muss also schnell richtig gehandelt werden. 

Also analysieren wir nun genau, was wirklich passiert ist.

Gehörig viel in nur 15 Sekunden!

Funktionskreis des Verhaltens:

Wir nehmen also an, dass das gezeigte Verhalten zum Beutefangverhalten gehört, schließlich sind Yaks potentielle Beute, Abby ein Australian Shepherd und damit ein Hütehund mit einem verstärkten Verhalten der Jagdsequenzen Fixieren, Verfolgen und Hetzen.

Erregungslevel und Stress-Signale:

Das Erregungslevel ist mäßig hoch, ihre Körperhaltung generell sehr angespannt und Stress-Signale sind sichtbar.

Körpersprache und Verhalten des Hundes:

Die genaue Beschreibung, was du im 15 Sekunden Clip siehst, habe ich dir im Video dazugeschrieben und auch die wichtigen Teile hervorgehoben. Jetzt aber nochmal eine Kurzzusammenfassung: Wir sehen also zu Beginn ein Fixieren. Die Leine ist anfangs angespannt und Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck, somit steigt die Erregung und der Wunsch nach vorne zu gehen. Etwa bei Sekunde 30 sieht man, dass sie den Blick von den Yaks abwendet und nach außen läuft, also ihre Distanz zur potentiellen Beute vergrößert. Dann kommt das typische Hüteverhalten: Sie schleicht sich bogenförmig mit gesenkten Kopf an.

Das bricht sie dann aber plötzlich ab, richtet ihren Körper auf und hier kommt der Knackpunkt: Der Vorderkörper ist nach rechts gedreht und interessiert an den Yaks, der Hinterkörper zeigt nach links in die vorherige Bewegungsrichtung. Dann gehen die Hinterbeine auch weit unter den Körper, absprungbereit. Die Beinstellung ist aber nicht Angriffsbereit, sondern Fluchtbereit.

Die Yaks waren ihr also nicht ganz geheuer. Das anfängliche Jagd- bzw. Hüteverhalten ändert sich in Fluchtverhalten vor der möglicherweise gefährlichen Tiergruppe. Ganz am Ende sieht man also, dass Abby selbständig den Blick von den Yaks abwendet und sich kurz über die Nase leckt. Das kennst du vielleicht als Beschwichtigungssignal, ist aber auch dazu da, dass sich der Hund selbst beruhigt.

Du siehst in 15 Sekunden kann ganz schön viel passieren, was wir übersehen oder falsch deuten.

Wie sollte der Mensch auf das Verhalten des Hundes reagieren?

Schimpfen und Zurückziehen an der Leine wäre die falsche Reaktion. Der Hund zeigte zwar anfangs typische Verhaltensweisen aus dem angezüchteten Hüteverhalten, hat dann aber umgeschwenkt und Angst bekommen. Schließlich können solch große Tiere für einen einzelnen Hund auch eine Gefahr bedeuten. Hätte man geschimpft, wäre der unsichere Hund noch verunsicherter gewesen. 

Auch das sofortige Abspulen von Alternativverhalten, wie das Abfragen von Sitz, Platz, Fuß oder irgendwelchen Tricks wäre nicht die Lösung des Problems, weil der Hund sich dann zwar umorientiert, aber die Emotionen zu den großen Weidetieren sich nicht verändern. Der Hund muss sie wahrnehmen, aber nicht als Beute oder Gefahr.

Im Video siehst du am Ende auch, wie der Hund schließlich von selbst mit lockerer Leine Abstand suchte und sich dann wieder an den Menschen orientierte und brav weiterging. Ohne Maßregelung, Ziehen an der Leine oder gesetzten Alternativverhalten. Der Hund brauchte also Sicherheit vom Menschen und etwas Zeit, um sich mit den ungewohnten Tieren auseinander zu setzen. Hätte der Hund jetzt nach den ersten 15 Sekunden weiterhin Jagdverhalten gezeigt, hätten natürlich zusätzlich andere Handlungen gesetzt werden müssen – natürlich auch hier keine Strafen, sondern Hilfestellungen zu anderen Verhaltensweisen.

Benötigst du Hilfe mit deinem Hund?

Möchtest du das Verhalten deines Hundes genauer verstehen? In meiner Angebotspalette gibt es auch eine Einheit Online Beratung, wo du mir vorab Videomaterial für eine Videoanalyse und deine Fragen bzw. Probleme zusenden kannst. Danach werden wir in einer Videokonferenz alles genau analysieren und ich werde mit dir deinen derzeitigen Weg überdenken und danach alternative, bessere Lösungswege aufzeigen. Mehr dazu!

Liebe Grüße, deine Doris von Tierperspektive

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Hallo! Ich bin Doris, Mensch-Tier-Coach und Verhaltensbiologin

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