Die Pubertät bei Hunden kann für viele Besitzer eine herausfordernde Zeit sein. Aber was genau sind die häufigsten Verhaltensprobleme? Eine Studie der Organisation Dogs Trust liefert aufschlussreiche Einblicke.
1. Einführung
Die Phase der Pubertät bei Hunden ist für viele Besitzer eine Zeit der Unsicherheit und Herausforderung. Doch welche Verhaltensweisen sind typisch und welche sind problematisch?
2. Studienergebnisse
Eine umfangreiche Studie mit fast 1000 Hunden im Alter von 6 und 9 Monaten ergab:
- Mit 6 Monaten waren die häufigsten Probleme: Anspringen von Menschen, Kauen/Begatten von Händen/Kleidung, Ziehen an der Leine und Probleme mit dem Rückruf.
- Mit 9 Monaten traten vor allem Ziehen an der Leine, Anspringen von Menschen, Probleme mit dem Rückruf und exzessives Bellen auf.
Ebenfalls als Problemverhalten genannt, aber weniger häufig waren:
- Ressourcenverteidigung,
- Bellen bei Geräuschen,
- Anbellen von anderen Hunden,
- Anbellen von Besitzer und fremden Menschen,
- Probleme mit dem Alleinsein sowie
- destruktives Verhalten in der Wohnung.
3. Einflussfaktoren auf das Problemverhalten
Die Studie zeigte auch, dass verschiedene Faktoren das Problemverhalten beeinflussen können:
- Weibliche Hundehalter,
- Besitzer, die arbeitslos/pensioniert oder ständig zuhause waren,
- Hundebesitzer, die keine Hundeschule besuchten oder planten und
- Hundebesitzer, die einen Mix aus Positiver Verstärkung und Positiver Bestrafung oder reine Positive Bestrafung anwandten,
hatten mit ihrem 9 Monate alten Hund die meisten Verhaltensprobleme.
Interessant war auch, dass Hundebesitzer, die
- ständig zuhause waren,
- ausschließlich Positive Bestärkung benutzen,
- bisher keine Hundeschule besucht hatten sowie
- Besitzer von kleinen Hunden
das Problemverhalten nicht als Problem einstuften, obwohl es genauso da war, wie bei den anderen Umfrageteilnehmern.
4. Interpretation der Ergebnisse
Die Studie zeigt, dass die Wahrnehmung von Problemverhalten stark von individuellen Faktoren abhängt. Das heißt, dass Menschen, die ausschließlich positive Verstärkung benutzen, 1,8 mal häufiger Problemverhalten nicht als solches bezeichneten, obwohl es genauso häufig auftrat, wie bei den Menschen, die eine Kombination von Positiver Verstärkung und Bestrafung oder ausschließlich Positive Bestrafung benutzten. Auch Besitzer von kleineren Hunden gaben 1,9 mal weniger Problemverhalten an, obwohl es genauso häufig wie bei mittleren und großen Hunden auftrat. Hundehalter, die mit dem Welpen/Junghund keine Hundeschule besucht hatten, hatten 3 mal häufiger Problemverhalten mit 9 Monaten nicht als solches eingestuft.
Im Schnitt wurde jedem Hund eine Anzahl von 1,7 Problemverhalten mit 6 sowie auch mit 9 Monaten nachgesagt.
Diese Studie bestätigt also, dass Hundebesitzer Problemverhalten bei ihren Hunden haben, es aber nicht als solches wahrnehmen. Es kommt also auf den Hundebesitzer an, was er als Problem ansieht und was nicht. Dazu kommen natürlich auch noch andere Faktoren, wie Größe des Hundes, wie oft man den Hund sieht, welche Trainingsmethode man wählt und ob man mit 16 Wochen eine Hundeschule besucht oder nicht.
5. Ursachen von Verhaltensproblemen
Die Entstehung von unerwünschtem Verhalten bei Hunden kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, darunter Genetik, Entwicklung und Lebenserfahrungen. Zum Beispiel ist ein ausgeprägtes Hetzverhalten bei manchen Rassen häufiger zu finden, aber dennoch von Tier zu Tier individuell stärker oder schwächer ausgebildet und davon abhängig, ob es durch positive Erfahrungen verstärkt wurde. Ein weiteres Beispiel: Das Anspringen von Menschen. Dieses Verhalten wird von uns Menschen durch unsere Reaktion beeinflusst, aber auch individuelle Faktoren des Hundes spielen eine Rolle sowie frühe Lernerfahrungen mit bekannten und unbekannten Menschen.
6. Problemverhalten vs. Normalverhalten
Abschließend bleibt zu sagen: Viele der als „Problemverhalten“ bezeichneten Verhaltensweisen sind eigentlich „Normalverhalten“ des Hundes und damit eine natürliche Reaktion auf seine Lernumgebung, die aber in unserer Gesellschaft als nicht akzeptabel eingestuft werden.
Problemverhalten kann aber auch durch pathologische Veränderungen entstehen, Schmerzen können so etwa Verhaltensweisen hervorrufen, die der Hund ohne nicht machen würde. Es sieht allerdings so aus, dass manche Hundebesitzer Problemverhalten als das bezeichnen, was negative Auswirkungen auf das tägliche Leben macht. Das sind also zum Beispiel ein schlechter Rückruf oder eine soziale Unverträglichkeit mit anderen Hunden oder Menschen.
7. Hilfe für betroffene Hundebesitzer
Für Besitzer von Hunden mit Verhaltensproblemen ist es wichtig, Unterstützung und Anleitung zu suchen. Professionelle Hilfe kann dabei helfen, das Verhalten des Hundes zu verstehen und zu verbessern. Versuche also das problematische Verhalten deines Hundes nicht als Problem anzusehen, sondern als natürliches Verhalten, das du durch Erziehung und Lesen der Bedürfnisse deines Hundes so formen kannst, dass du und dein Hund damit leben könnt. Es ist natürlich auch falsch, wenn du die Augen verschließt und nichts tust – ihr müsst ja gemeinsam gut auskommen lernen. Du kannst also eure Mensch-Hund-Beziehung durch gutes, positives Training und Managementmaßnahmen so verändern, dass ihr als harmonisches Team lebt.
8. Abschluss
Die Pubertät bei Hunden kann eine herausfordernde Zeit sein, aber mit dem richtigen Verständnis und Training kann das Zusammenleben mit dem vierbeinigen Freund harmonisch gestaltet werden.
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Quellen:
Lord MS, et al. (2020). Owner perception of problem behaviours in dogs aged 6 and 9-months. Applied Animal Behaviour Science, 232. DOI-Link